Regeln, um lebendig zu bleiben
von Dr. Carl Whitaker
Das medizinische Ethos besteht darauf, dass die unbeirrbare Hingabe des Therapeuten an die Wissenschaft und die Menschlichkeit eine ausreichende Daseinsberechtigung ist. Diejenigen, die sich entscheiden, Therapeuten zu werden, werden darum oft Workaholics und Herzinfarkt-Patienten. Ärzte scheinen Selbstmord als ihre frühe Lösung zu wählen. Meine persönliche Meinung ist, dass ein Herzinfarkt oder Selbstmord besser sind, als innerlich zu vertrocknen. Aber es gibt eine Alternative – eine Reihe von Regeln, die dem Therapeuten helfen, lebendig zu bleiben:
- Verweise jeden bedeutsamen Anderen an zweite Stelle.
- Lerne zu lieben. Flirte mit jedem kleinen Kind, dem Du begegnest. Bedingungslose positive Zuwendung ist wahrscheinlich nicht mehr vorhanden, wenn das Baby älter als drei ist.
- Entwickele Ehrfurcht vor Deinen Impulsen und sei skeptisch gegenüber Deinen gewohnten Verhaltensabläufen.
- Habe mehr Freude an Deinem Partner als an Deinen Kindern und sei kindisch im Umgang mit Deinem Partner.
- Zerstöre Rollenstrukturen absichtlich und immer wieder.
- Lerne, Dich von jeder Position, die Du einnimmst, zurückzuziehen und weiterzuentwickeln.
- Beschütze Deine Impotenz. Sie ist eine Deiner wertvollsten Waffen.
- Baue langfristige Beziehungen auf, sodass Du die Freiheit hast, auf sichere Weise zu hassen.
- Schaue der Tatsache ins Auge, dass Du bis zu Deinem Tod wachsen musst. Entwickele ein Gefühl für die freundliche Absurdität des Lebens – Deines eigenen und desjenigen Deiner Mitmenschen – und lernen so, die Welt der Erfahrung zu überschreiten. Wenn wir unseren missionarischen Eifer aufgeben können, haben wir ein geringeres Risiko, von Kannibalen verspeist zu werden.
- Entwickele Dein Primärprozess-Leben. Bilde eine gemeinsame Verrücktheit mit jemanden aus, bei dem Du sicher bist. Baue eine professionelle Kuschelgruppe auf, damit Du Deinen Partner nicht mit dem Müll misshandelst, der von der Arbeit des Tages übrig ist.
- Wie Plato gesagt hat: „Übe zu sterben.“