Hier folgt eine kleine Auswahl an Büchern, die ich Ihnen auch dann empfehlen kann, wenn Sie kein psychosoziales Studium oder eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben:
- Manfred Prior: MiniMax-Interventionen. 15 minimale Interventionen mit maximaler Wirkung (2023)
Der bekannte Frankfurter Hypnotherapeut und Ausbilder Manfred Prior zeigt in sehr verständlicher Sprache und mit einigem Humor und Augenzwinkern auf, wie hypnotherapeutische Sprache ganz einfach große Wirkung erzielen kann. Und dies gilt beileibe nicht nur in Beratungs- und Therapiegesprächen, sondern auch für den kommunikativen Alltag, in dem wir alle uns tagtäglich bewegen – sei es im Beruf oder im Privatleben. Dieses kleine Buch (98 Seiten) wurde zu einem echten Sachbuch-Besteller, der mittlerweile in 19. Auflage verkauft wird und mehrere hunderttausend Leser:innen gefunden hat. Wem es zum Beispiel gelingt, öfter mal die „Sondern-Frage“ zu stellen, wenn Aussagen in Form von Negationen (nicht, nie, kein…) daher kommen, macht vielleicht die überraschende Entdeckung, wie bereichernd sich das auf die Kommunikation auswirkt. - Erving Polster: Jedes Menschen Leben ist einen Roman wert (1987)
Sowohl die Schriftsteller als auch die Psychotherapeuten laden uns dazu ein, das Buch des eigenen Lebens aufzuschlagen und die Wunder zu bestaunen, die es enthält. Erving Polster, sicherlich mindestens zwei Jahrzehnte lang der bedeutendste Vertreter der Gestalttherapie weltweit, zeigt in diesem Buch wie Psychotherapeuten einen Sinn für das Drama im Leben jedes Menschen entwickeln können. Sich auf seine psychotherapeutische Erfahrung beziehend, beschreibt der Autor einige Wege, die die Integration der literarischen Perspektive und der psychotherapeutischen Methodik fördern. Faszinierend immer wieder, wie Polster durch waches Interesse an den bedeutsamen Geschichten und Erfahrungen der Menschen, mit denen er therapeutisch arbeitet, diese selbst zu einer echten inneren Begegnung damit führt. - Irvin Yalom: Die Liebe und Ihr Henker (2013)
Irvin Yalom gilt als einer der einflussreichsten Psychotherapeuten in den USA und wurde vielfach ausgezeichnet. Seine Fachbücher, z.B. über Gruppenpsychotherapie oder die existenzielle Dimension der Psychotherapie, gelten als Klassiker. Seine Romane und Kurzgeschichten, denen er sich in späteren Jahren verstärkt widmete, wurden international zu Bestsellern. Diese Kurzgeschichtensammlung ist seine erste und mein liebstes literarisches Werk vom ihm. Alleine die Titelgeschichte ist den Erwerb des Buches wert: Als Thelma, eine über siebzigjährige Frau, zum Therapeuten kommt und ihm gesteht, dass sie heillos verliebt sei, glaubt der zunächst an eine eher harmlose Marotte. Doch sehr rasch stellt sich heraus, dass Thelma extrem suizidgefährdet ist, ihre Verzweiflung ist echt und durchaus ernst zu nehmen – sie liebt ihren früheren Therapeuten bis zur Obsession. Sowohl Yalom wie dem Leser erschließen sich nach und nach die dramatischen und außergewöhnlichen Hintergründe, die ein unkonventioneller Beitrag zur allgegenwärtigen Missbrauchs-Thematik sind und manch etablierte schablonenhafte Gewissheit hierzu infrage stellen.
- Christa Kolodej: (2022)
Priming ist ein Phänomen, dass erstmals öffentlich bekannt und diskutiert wurde durch die bahnbrechende Arbeit von John Bargh („Vor dem Denken“) zu Beginn der 90er Jahre: Er zeigte eindrucksvoll wie unbewusste innere Prozesse unser Erleben und Verhalten entscheidend prägen. Mittlerweile hat experimentelle Forschung weltweit tausendfach für sehr unterschiedliche Kontexte belegt, was die Werbepsychologie schon seit Jahrzehnten nutzt: Objekte und ihre Beschaffenheit, Farben, Gerüche, Musik, Licht, Temperatur, Wortwahl, Betonung und Vieles mehr nehmen unbewußt erheblichen Einfluss auf unsere Entscheidungen, Motivation und unser Verhalten. Wie hart die Stühle sind, auf denen man sitzt, wirkt sich auf die „Härte“ aus, mit der ein Gespräch geführt wird. Oder eine „Augen-Grafik“ an einem Getränkeautomat sorgt dafür, dass freiwillige Zahlungen deutlich höher ausfallen als zuvor ohne diesen optischen Einfluß. Dies geschieht weitestgehend unbewußt – und damit nicht willentlich steuerbar. Hier tut sich einerseits ein weites Feld für Manipulationen auf – ebenso jedoch ist Priming als Quelle wolhlwollender, unterstützender Einflussnahme nutzbar. Ein lohnendes Thema, dem Christa Kolodej sich in dieser verdienstvollen Übersichtsarbeit auch sprachlich sehr überzeugend widmet.
- Matt Fitzgerald: Siegen ist Kopfsache (2016)
Mal was ganz anderes: Dieses Buch heißt im amerikanischen Original treffender „How bad do you want it?“ und bietet eine unkonventionelle Einführung in die Mechanismen der menschlichen Motivation, da es Erfahrungen aus dem Leistungssport reflektiert. Der renommierte Sportjournalist Matt Fitzgerald zeigt anhand von Erkenntnissen der Psychobiologie, wie Athleten es schaffen, dank mentaler Kraft physische Grenzen zu überwinden. Mit fesselnden Berichten aus dem Triathlon, Radsport, Laufen und Rudern. Fitzgerald erklärt die wissenschaftlichen Hintergründe der mentalen Kraft und zeigt dabei indirekt, wie jeder mentale Stärke entwickeln kann, um Herausforderungen zu überwinden – im Sport wie im Leben generell.